Hallo zusammen,
wie ihr vielleicht wisst, bin ich für Cariqa schon seit einigen Monaten als Betatester aktiv und möchte euch heute auf ein ganz neues Konzept aufmerksam machen, mit dem Cariqa - ohne Marketingblabla und Übertreibung - den gesamten Lademarkt durcheinander wirbeln kann.
Um Unklarheiten gleich zu Beginn zu beseitigen. Mit diesem Post verfolge ich keine kommerziellen Zwecke und habe auch keinen Vorteil durch ihn und selbstverständlich sind alle Links "sauber", also keine Affiliatelinks.
Einleitung:
Weil es einige Einsteiger hier im Forum gibt, hole ich etwas aus, um die Zusammenhänge zu erklären.
Aktuell gibt es die Ladesäulenbetreiber (CPOs = Charge Point Operator), die die Säulen betreiben und teilweise gleichzeitig auch noch den Strom vermarkten und somit als E-Mobilität-Service-Provider (eMSP) auftreten.
Ein gutes Beispiel dafür ist EnBW. Sie haben eine Menge eigener Säulen aber man kann mit ihren Ladekarten auch bei anderen CPOs, z.B. Aral laden.
Das Laden bei anderen CPOs erfolgt im sogenannten Roaming, d.h. in unserem Beispiel EnBW verhandelt mit Aral einen Preis für die kWh im Aral-Netzwerk und schlägt dann eine Marge darauf, z.B. 10 Cent.
Bisher war es so, dass die meisten Roaminganbieter eine Mischpreiskalkulation gefahren sind, um einen festen Preis anbieten zu können, z.B. 60 Cent bei EnBW.
Weil jedoch die Preise zwischen Anbietern immer stärker geschwankt haben, das Nutzerverhalten schlechter einschätzbar geworden ist und zudem noch weitere Kostenfaktoren wie einmalige Sessiongebühren vom CPO, Blockiergebühren, zeitabhängige Preise uvm. kehren gerade viele eMSP im Roaming zu flexiblen Preisen zurück, was natürlich den Nachteil hat, dass wir als Kunden bei jedem Anbieter andere Preise zahlen, teilweise mit großen Preisunterschieden, obwohl wir wie in unserem Beispiel, nur die EnBW-Karte nutzen.
Was macht Cariqa anders als alle anderen?
Für die E-Auto-Fahrer und Kunden: https://www.cariqa.com/de/ev-drivers
Cariqa ist nicht mehr ein Roaminganbieter, der eine Marge verlangt, von der er lebt, sondern Cariqa gibt den Preis vom CPO direkt, ohne einen Aufschlag weiter.
Cariqa ist ein Netzwerk, das CPOs und Kunden direkt zusammenbringt und dabei für die CPOs, die einen Art Servicevertrag unterschrieben haben und als Partner bezeichnet werden, Dienstleistungen erbringt, wie z.B. die Zahlungsabrechnung.
Für diese Dienstleistung (z.B. Rechnungsstellung, Gutschrift der Ladegebühren) bekommt Cariqa vom CPO eine Vergütung, so dass sie auf die Berechnung der Marge gegenüber uns ladenden Kunden verzichten können.
Außerdem kann der CPO spezielle Konditionen anbieten und auf Session- und Blockiergebühren verzichten.
Ist der CPO kein Partner von Cariqa berechnet Cariqa als Ausgleich zum Margenverzicht eine einmalige Zugangsgebühr pro Ladevorgang von 69 Cent ab.
Des Weiteren werden alle Gebührenbestandteile des CPOs weiter gereicht, z.B. weitere Sessiongebühren, Blockiergebühren, teilweise ab der ersten Minute wie bei Lichtblick usw.
Es gibt also keine einheitliche Regelung mehr für die Konditionen, sondern diese sind vom jeweiligen CPO abhängig und werden von Cariqa direkt durchgereicht.
Die Partner-CPOs können als Teil des Netzwerks dynamische Preise auf Basis einzelner Ladepunkte zur Verfügung stellen.
Ihr kennt das im Ansatz von Tesla, wo die Preise zu bestimmten Zeiten günstiger oder teurer sind und das an jedem Superchargerstandort unterschiedliche Preise gelten.
Cariqa geht noch einen Schritt weiter.
Seine Partner können die Preise komplett flexibel festlegen. Denkbar ist z.B., diese an den Börsenpreis zu koppeln oder auch ganz gezielt für einen Standort Aktionen zu fahren, z.B. das EWEgo bei McDonalds Kiel 20% Rabatt auf den Ladepreis gibt, wenn man zwischen 12-14 Uhr ein E-Auto-Fahrermenü bestellt.
Damit du die besten Preise finden kannst, gibt es in der Cariqa-App (nach dem Release der offiziellen Version voraussichtlich im August) umfangreiche Filterfunktionen.
Selbstverständlich kannst du dich auf der Langstrecke auch über den Routenplaner nur zu den günstigen Ladestationen führen lassen oder lieber den schnellsten Weg auswählen.
Die Verknüpfung mit den Fahrzeugdaten bleibt wie bisher bestehen, du kannst also die Aufrufe der KiaConnect App reduzieren, da du über den Ladestand, Restreichweite usw. in der Cariqa-App informiert wirst.
Für CPOs: https://www.cariqa.com/de/cpo
Als CPO kann man jetzt den Preis für die Ladung festlegen, den man den ladenden E-Auto-Fahrern berechnen will.
Was sich banal anhört, ist aktuell nicht möglich. Teilweise werden die CPOs von großen eMSP richtig gegängelt.
Zudem kann der CPO nun endlich die Auslastung der Ladesäulen zielgenau steuern. Möchte er z.B. die Auslastung in der Nacht erhöhen, führt er einen Spättarif von 22-2 Uhr morgens ein.
Auch die oben geschilderten speziellen Rabattaktionen sind möglich.
Die Abrechnung durch Cariqa hat den Vorteil, dass der CPO zeitnah, also in Tagen und nicht wie sonst üblich in Monaten, sein Geld erhält.
Cariqa übernimmt die Kundenabrechnung und Rechnungsstellung im Namen des CPOs.
Der CPO zahlt nur für erfolgreiche Ladesitzungen mit Cariqa.
Cariqa kann auch Abos verwalten, wir haben ja einige bei z.B. KiaConnect mit Aral, bei IONITY, EnBW usw. gesehen. Gegen eine monatliche Gebühr gibt es Preisnachlässe bei den kWh-Preisen.
Fazit:
Ich finde das Modell sehr interessant, weil es uns E-Auto-Fahrer mit den CPOs direkt zusammen bringt, ohne das wir wie bei einer normalen Adhoc-Ladung erforderlich erst einmal die App vom Anbieter herunterladen oder eine Anmeldung mit Eingabe von Kreditkartendaten über eine Webseite auf dem Smartphone durchstehen müssen.
Zusätzlich gibt es dem CPO die Möglichkeit die Preise einfach, schnell und dynamisch anzupassen, so dass wir Kunden keine Aufschläge aus der Mischpreiskalkulation zahlen müssen.
Wie groß die Vorteile sind, die wir als Kunden daraus ziehen können wird, von der Bereitschaft der CPOs abhängen, günstige Preise zu machen.
Was ich schon verraten kann, das Interesse der CPOs an der Dienstleistung von Cariqa ist groß, allerdings brauchen solche Veränderungsprozesse, gerade bei den großen CPOs auch ihre Zeit und bei einigen auch überhaupt die Bereitschaft, darüber nachzudenken.
Entscheidend ist natürlich auch, wie viele CPOs Partner von Cariqa werden und günstige Preise ohne Zugangsgebühr anbieten werden.
Der größte Nachteil auf der anderen Seite ist die Preisdynamik, wer Freshmile nutzt, weiß wovon ich rede. Man weiß nicht zu welchem Preis man laden wird, bis man die Ladung gestartet hat. Ist der Preis niedriger als gedacht ist das gut, wird er erhöht, ist das schlecht.
Das kennen natürlich die Verbrennerfahrenden seit Jahren von ihrer Tankstelle und deswegen können wir nur hoffen, dass die CPOs bei den Preisanpassungen mit Weitsicht arbeiten und nicht wie bei Freshmile der Preis sich plötzlich fast von 30 Cent auf 85 Cent verdoppelt.
Ich kann mir vorstellen, dass Cariqa mit diesem neuen Konzept den Markt in Schwung bringt und hoffe, dass dadurch ein für uns Kunden positiver Wettbewerb über den Preis angestoßen wird.