Automatische Phasenumschaltung beim Photovoltaiküberschussladen

  • Das ist leider wirklich so. Der Wattpilot von Fronius verwendet diese Daten, um z.B. bis zu einem Max-Preis zu laden. Also wenn die kWh billiger als der von mir bestimmte Max-Preis wird automatisch geladen. Voraussetzung dafür ist das Vorhandensein eines Smartmeters vom EVU, und eine stündliche Verbauchsmessung.

    Prinzipiell ist das eine coole Sache, weil das zum einen das Netz und zum anderen den Geldbeutel entlastet.

    Wenn aber solche Tarifmodelle kommen wie VW das im Auge hat, dann bestimmst nicht mehr Du, sondern VW den Zeitpunkt und damit den Preis.


    Das ist so ähnlich, wie mit den Online-Konten: Die waren vor 10 Jahren alle kostenlos. Inzwischen sind die Online-Kontogebühren höher als die alten 'analogen' waren und man ist ohne diese Konten gar nicht mehr geschäftsfähig, weil der Bargeldverkehr immer weiter eingeschränkt wird.

    Dabei machen wir als Kunden die Verwaltungsarbeit, die früher die Bankangestellten gemacht haben. Und Zinsen gibt's auch keine mehr auf dem Konto.


    Aber ich will jetzt nicht nur meckern. Das Ganze ist eine schöne Spielwiese, das gebe ich gerne zu.


    Gruß

    Michael

  • Möglich, dass ich dich falsch verstehe, ich kenne die Überlegungen von VW und deren Modell nicht. Um einem Irrtum vorzubeugen: nicht aWATTar bestimmt den Preis, sondern die EPEX in Paris, der internationalen Stromhandelsbörse. Gültig ist deren veröffentlichter Preis, der mit einem kleinen Aufschlag an mich weiterverrechnet wird. Natürlich haben dann Energielieferanten noch eine breite Möglichkeit, den Aufschlag zu bestimmen, aber der ist ja transparent dargestellt. Verständlicherweise haben die Versorger Angst vor solchen Modellen, da man mit Energie viel verdienen kann, im Gegenzug wir aber dabei viel sparen können.

    Ähnliches gilt ja auch für SmartGrid, das hier in einem anderen Thread behandelt wird, also das Auto als Energiespeicher zu nutzen. Technisch schon lange gelöst, aber die EVU weigern sich strikt, diese Technik anzunehmen. Man stelle sich vor, in günstigen Tarifzeiten zu laden und in tarifhohen Zeiten zu verkaufen.

    Walter, seit 10/21 KIA EV6 GT-Line Long Range, RWD, Premium, Runwayred

  • Möglich, dass ich dich falsch verstehe, ich kenne die Überlegungen von VW und deren Modell nicht.

    Ich habe Dich schon richtig verstanden und Du hast mich überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht, dass es diese Tarifmodelle gibt.
    Wusste ich nicht.


    Mein Gegrummel gilt eigentlich nur der Zukunft. Man wird diese sehr begrüßenswerten Tarifmodelle bis in fünf Jahren, schätze ich mal, so weit reglementieren, dass nicht mehr der einzelne Strombezieher, sondern die Stromkonzerne plus in Zukunft auch die Elektroautohersteller bestimmen werden, wann und zu welchem Preis der Kunde Strom bezieht, und bei Elektroautos, wann das Auto geladen wird, wann es entladen wird (so bald Vehicle2Grid sich etabliert hat) und wieviel Mobilität Dir pro Tag zugestanden wird. Letzteres sind die Überlegungen bei VW, mit denen Du dann die entsprechenden Mobilitätsverträge abschließen wirst.


    Dem Besitzer einer PV mit Batterie wird ja heute auch schon vorgeschrieben, wieviel kWh er maximal ins Netz einspeisen darf.

    Das wird bei Elektroautos dann auch so sein: VW (oder ein anderer Autohersteller) bestimmt, zu welchen Zeiten und zu welchen Tarifen Du Dein Auto laden kannst und wenn der Preis bei EPEX an der Strombörse hoch ist, dann bist Du verpflichtet, einen gewissen Anteil Deiner Batterieladung vom Auto ins Netz zu speisen, weil Dir aus Deinem Eletroauto an diesem Tag vielleicht nur 150km Mobilität zustehen. Ich bin der Überzeugung, dass Du in Zukunft Mobilität kaufst und keine kWh Strom mehr. D.h. das Geschäft, das Du momentan über Firmen wie Awattar direkt abwickeln kannst, das wird erweitert durch den Zugriff auf Deine Autobatterie, die mit Vehicle2Grid dann auch als Stromlieferant funktionieren kann, zusammen mit der Powerwall des Hauses, falls Du eine hast.


    Das ist technisch gar nichts Verwerfliches, denn alle Batterien der Republik zusammen als riesigen Stromspiecher zusammenzuschalten ist ja prinzipiell eine gute Idee.


    Was mir daran nicht passt, das ist die zentrale Bewirtschaftung. Denn diese nimmt dem Einzelnen die Verfügungsgewalt über sein Eigentum und genau das ist das politische Ziel der Stromkonzerne. Wenn man sich den Umgang der Politik mit dem EEG in den letzen 15 Jahren anschaut, dann kann man genau sehen, wie die Stromkonzerne und die Politik vorgehen: Zunächst wird den Leuten suggeriert, dass sie mit Eigeninitiative und Eigeninvestition Geld sparen können, und wenn das Ganze dann ins Rollen gekommen ist, dann werden staatliche Reglementierungen aufgesetzt, die das Ganze zu einer faktischen Enteignung werden lässt.


    Genau das kommt jetzt auch mit den Elektrofahrzeugen:

    Die "Mobilitätswende" ist ein gewaltiges Downgrade von Verbraucherschutz:

    Du hast heute bereits keine Datenhohheit mehr über Dein Auto, ohne dass es darüber auch nur irgendwo eine Diskussion im Parlament gibt. Es gibt keinerlei Kostentransparenz an den Ladesäulen (bei Verbrennern eine Selbstverständlichkeit) und kein transparentes, einheitliches Bezahlungsmodell. Assistenzsysteme werden als Helfer verkauft, aber das sind Reglementierungssysteme, die man per Software von heute auf morgen von außen steuern kann. OTA, heißt die Formel dafür.

    Wir unterhalten uns hier inzwischen mehr darüber, wie wir Systeme austricksen können, als über das Fahren selbst. Ich kann nicht mehr darüber bestimmen, ob mein Auto beim Rückwärtsfahren Lärm macht, beispielsweise.

    Als Fahrzeugkunde wird man bei Tesla behandelt wie ein Bittsteller (habe ich selbst erlebt). Bei den etablierten Autohäusern ist das noch nicht so, aber man wird die Händler im Laufe der Zeit aus der Wertschöpfungskette eliminieren, und zu denselben Vertriebsmodellen übergehen wie die Amerikaner, in denen der Kunde nur noch Manövriermasse ist.


    Und jedes Mal, wenn die Hersteller die Daumenschrauben ein wenig mehr anziehen, dann lamentieren wir die Foren rauf und runter (so ich wie das hier gerade mache), aber letztendlich geben wir uns mit den Restversprechen, die uns gemacht werden, zufrieden. Denn die Hoffnung in den technischen Fortschritt hält uns bei Laune. Manche wollen ja inzwischen kein neues Auto mehr kaufen, weil sie Angst haben, das nächste technische Upgrade zu verpassen.


    Ich gehe davon aus, dass wir hier die Letzten sein werden, die einigermaßen selbstbestimmt durch die Gegend fahren dürfen.

    Laden, wann und wieviel wir eben laden wollen, zu einem Preis, der für Menschen, die nicht gerade von Hartz-4 leben müssen, noch einigermaßen bezahlbar ist.


    Uhhhh, ist das vielleicht pessimistisch..........

    Mag mir denn keiner widersprechen?


    Gruß von Michael

    EV6 168kW RWD P1 AHK red, seit April 2022

    2 Mal editiert, zuletzt von MichT () aus folgendem Grund: Schreibfehler

  • Gerne würde ich dir widersprechen, aber da gehen auch mir bei manchen Punkten einfach Argumente aus, da ich in vielen Punkten mit dir übereinstimme. Sicher hast du recht damit, dass wir Verbraucher immer mehr entmündigt werden, aber sind wir das nicht auch schon beim autonomen Fahren? Daten werden schon längst übermittelt, und trotzdem wollen immer mehr Leute die ständige Online-Verfügbarkeit, Wlan im Auto usw. Trotzdem glaube ich an das Gute und möchte nicht pessimistisch in die Zukunft blicken, es wird Jahre dauern, bis sich deine Befürchtungen bewahrheiten werden. Aber es kann so kommen. Vehicle2Grid werde ich nicht mehr erleben, und wenn es zu viel wird, einfach den Stecker raus. Generell haben Energiekonzerne wie Öl, Gas und jetzt auch Elektrizität viel zu viel Macht, die besten Lobbyisten. Da freue ich mich gerne über jede Alternative an Anbietern.

    Also glaub an das Gute!

    Aber es gibt da noch den blöden Spruch: "Lächle, denn es könnte schlimmer sein. Und ich lächelte, und es kam schlimmer"

    Walter, seit 10/21 KIA EV6 GT-Line Long Range, RWD, Premium, Runwayred