Servus,
da ich immer wieder gefragt werde, was mein EV6 auf Langstrecke so verbraucht, habe ich mich dazu entschlossen, über meine letzte Dienstreise zu berichten. Hier geht es um Fahrleistungen und nicht um Eindrücke. Daher auch hier unter Reichweite und Verbrauch. Es ging von Schwendi (südlich von Ulm) nach Kiel und zurück. Hinwärts habe ich die 80% Strategie (laden bis 80% SoC) und rückwärts die 60% Strategie gefahren. Fahrprofil ist bei mir immer 130km/h Tempomat. Das ist eine angenehme Reisegeschwindigkeit und ein guter Kompromiss zu Ladestopps vor allem im Winter. Außerdem ist Richtgeschwindigkeit auch aus versicherungstechnischer Sicht bei Dienstreisen immer eine gute Wahl. Die Reisezeit wird ja bezahlt . Zwischendurch fahre ich auch mal kurzzeitig schneller, um z.B. einen Überholvorgang abzukürzen.
Start war um 7:22 in Schwendi mit 95% SoC. Normalerweise ist mein erster Ladestopp gen Norden immer Raststätte Riedener Wald am Ionity. Doch dieses Mal wollte ich es unbedingt bis zum Rhönhof Eichenzell schaffen. Nicht nur weil es dort Ionity und Allego gibt, sondern auch Aldi, DM, KFC u.v.m. Um das Ziel zu erreichen, musste ich 1/4 der Strecke statt mit 130 mit 120 km/h fahren. Bin dann auch mit 12 km Restreichweite angekommen. Ich traue mich so etwas nur, weil im mein Auto inzwischen sehr gut kenne. Mein GT Line AWD hat inzwischen ca. 18600 km auf der Uhr. Bis dahin waren es 304,0 km 3:03h bei einem Verbrauch von 21,8 kWh/100km. geladen habe ich bis 80%.
Nächster Ladestopp war Raststätte Hannover Wülferode Ost. 254,9 km 2:34h bei 20,5 km/100km. Hier musste ich die Ladeleistung teilen, so dass ich nicht mehr wie 150kW bekommen habe. Da das Auto eh mit 77kW angefangen hat und fleißig die Batterie geheizt hat, habe ich dadurch wahrscheinlich nur 3-5 Minuten verloren. Auch hier wieder bis 80% SoC geladen.
Das Ziel Hampton by Hilton Kiel habe ich dann um 16:34 Uhr erreicht mit einem SoC von 17% bzw. 55km Restreichweite. 247,8km 2:35h 20,2 kWh/100km. Das Parkhaus nebenan war mit 24€ recht teuer (zahlt aber mein Chef). Dafür gab es aber 8*22kW AC-Lader im Parkhaus.
Insgesamt waren das 806,7 km in 9 Stunden und12 Minuten insgesamt. Davon entfallen 1h 13m 28s auf das reine Laden. Die Zeiten habe ich immer vom Abfahren von der Autobahn bis zum wieder Auffahren gestoppt. Ich wollte mal den "echten" Zeitaufwand für das Laden messen. In dieser Zeit habe ich 118,42 kWh nachgeladen. Wenn man den SoC von Start und Ziel mit einrechnet, habe ich 178,48 kWh verbraucht. Das ergibt einen Verbrauch von 22,12 kWh/100km incl. Ladeverluste und Batterieheizen. Da mich die Windräder "angekuckt" haben, hatte ich wohl Rückenwind. Die Strecke war überwiegend trocken, die Temperatur um die 10°C herum.
Rückreise am nächsten Tag (nach dem Kundenbesuch) um 8:38 Uhr in Kiel mit einem SoC von 94%. Der erste Ladestopp wieder in Wülferode. Aber dieses Mal West. 251,2 km 2:31h 23,2 kWh/100km. Der EnBW Lader war im "Kiosk" Modus. Das Freischalten über die App eines Fremdanbieters brachte eine Fehlermeldung. Geladen hat das Auto trotzdem. Der Ladevorgang taucht auch nicht im Ladelog meines Anbieters auf. Offenbar bedeutet "Kiosk" Freibier für alle . Geladen bis 60% SoC.
Nächster Ladestopp Autohof Kirchheim. Hier war ich erst am 300kW EnBW Trigema Charger. Der war offenbar kaputt. Ich habe nur 85kW Leistung bekommen. Ich bin dann zur Aral an einen Ionity gefahren und direkt 190-240kW bekommen. Bis hier her waren es 208,8km 2:06h 22,7 kWh/100km.
Letzter Ladestopp war dann Raststätte Ohrenbach. 179,3km 1:42h 24,3 kWh/100km. Normalerweise hätte ich nur bis 60% geladen. Aber die Ladeleistung fiel nicht bei 60% wie üblich auf 130kW zurück, sondern auf 180kW. Darum habe ich mal laufen lassen um das zu beobachten. Ich habe bis 70% geladen. Die Ladeleistung lag noch bei 160kW. Die Wärmepumpe war an und kühlte den Akku aktiv.
Ankunft zu Hause dann um 17:47 Uhr. 170,2 km 1:43h 24,4 kWh/100km.
Rückreise insgesamt 809,5 km in 9 Stunden und 9 Minuten. Die Ladezeit war mit 1h 12m 52s sehr ähnlich. Allerdings habe ich in dieser Zeit deutlich mehr nachgeladen. Nämlich 146,64 kWh. Insgesamt 208,24 kWh, was einen Verbrauch von 25,72 kWh/100km entspricht. Es war im Vergleich zum Vortag etwas kühler. Wind kam von der Seite und etwas von vorne. Es war windiger und es gab ein paar Regenschauer. Ob sich das Nord-Süd-Gefälle von ca. 600m auf diese Strecke auswirkt, wage ich zu bezweifeln.
Mein Fazit: Der EV6 ist ein tolles Reiseauto! Fahrwerk ist super, die Sitze bequem und er verfügt über mehr als ausreichend Leistung. Über die Assistenzsysteme und das Navi möchte ich mich hier nicht auslassen. Da wird es noch updates geben (hoffe ich). Die 60% Strategie ist der 80% Strategie im Winter überlegen. Wenn es richtig kalt ist, sollte man noch öfter im 10-60% Fenster laden, um den Akku wärmer zu halten. Zumindest, solange es noch keine Vorkonditionierung für die Batterie gibt. Im Sommer wird sich das relativieren. Der Verbrauch kann sich durchaus sehen lassen. Auch wenn man die Ladeverluste mit reinrechnet. Ich bin davon überzeugt, dass das Navi aktuell die Topografie nicht berücksichtigt. So muss man für die Kasseler Berge zusätzlich 20-40 km extra dazu rechnen. Ich war letzte Woche in der Werkstatt und habe das AC-Inverter-Kit verbaut bekommen. Mir ist auf der ganzen Reise nicht ein mal die Heizung ausgefallen! Ich hoffe, das Thema ist jetzt endlich erledigt.
Für alle neuen Interessierten: Wenn man Richtgeschwindigkeit fährt, kann man im durchschnittlichen deutschen Siff-Winter mit der 77er Batterie etwa pi mal Daumen 320km auf der Autobahn rechnen. Dann alle 250km nachladen. Im Sommer kann es ja nur besser werden Ladeinfrastruktur entlang der Autobahnen ist eigentlich ganz gut, solange man nicht zu Stoßzeiten unterwegs ist.