Test bei Grip auf RTL2

Der Bremsassistent dient nicht dazu, solche Unfälle zu verhindern. Das kann kein Assistent, auch nicht die von Tesla und auch nicht die, die beim autonomen Fahren zum Einsatz kommen werden.

Was der Bremsassistent aber leisten kann, ist, die Verletzungsgefahr so weit es irgend geht zu reduzieren. Und, bei aller Liebe: Ein Bremsassistent, der eine Reaktionszeit von 0,01 Sekunden hat, dann eine 100% Vollbremsung einleitet und mich mit 15km/h trifft, ist mir als Fußgänger alle mal lieber als ein Norm-Autofahrer, der eine Reaktionszeit von 0,8 Sekunden hat (80x langsamer), dann die Bremse nicht 100% treten kann (wer kann das schon ?) und mich dann mit 39km/h trifft.

Dafür sind die Assistenten da.

Ich finde es ja sehr faszinierend und auch beängstigend, wie sich manche Leute fast ausschliesslich auf Assistenzsysteme verlassen möchten. Ich habe mir den GRIP Beitrag nachträglich vorhin angesehen. Selbst dort wird von 4 Seiten (!) Ausnahmefällen für den Notbremsassistenten gesprochen. Denke also, da hat sich Kia genug "abgesichert".

Meiner bescheidenen Meinung nach gehört es zum gesunden Menschenverstand, dass man sich eben nicht vollumfänglich auf die Technik verlassen soll. Trotz aller Hilfsmittel und Firlefanz, autonomes Fahren hin oder her, gehören die Augen auf die Strasse und die Konzentration auf den Verkehr. Alle Spielereien dienen dazu, im Falle eines Falles zu assistieren. Sorry, aber wer da auf die Systeme blind vertraut und denkt, nebenbei Zeitung lesen oder seine Schuhe während der Fahrt binden zu können, der gehört per se nicht in ein Auto sondern in den ÖV.

just my two cents....

Genau das ist es doch, was ich zum Ausdruck brigen wollte.

Der Assistent soll eingreifen, wenn ich das verpennt habe. Das impliziert doch nicht automatisch, das ich (und wir alle anderen mit solchen Assistenzsystemen) nun mit verbundenen Augen umherfahren und eben diese fehleranfälligen und noch in den Kinderschuhen steckenden Assis die Arbeit machen lassen. Und deswegen sind wir auch keine Fanbois, an deren Spielzeug man herumkrittelt - auch da sollte man mal den Ball flach halten.

Im übrigen: Wer mal gesehen hat, was ein Auto durch sein Radar "sieht" (sofern man das überhaupt so nennen kann), der ist völlig verwundert, das das Auto überhaupt für irgendwas bremst.

Ich bin definitiv kein Fanboy (aber auch kein Fangirl). Habe selbst genügend Kritikpunkte am EV6.

Trotzdem finde ich die Erwartungshaltung an Assistenzsysteme manchmal echt surreal. Egal bei welchem Modell, bei welchem Hersteller. Wie konnte man bloss jahrzehntelang Autos ohne irgendwelche technischen Hilfsmittel fahren, ohne gleich die halbe Nachbarschaft über'n Haufen zu fahren?! It's mir a Rätsel...

Ich war in Spanien bei der Driving Experience dabei, sass im EV6 drin als sie den Notbremsassistenten vorgeführt haben. Wir fuhren mit 50-60km/h auf ein Ziel zu (einmal die Attrappe eines stehenden Autos und einmal eine Dummy Figur) und die Karre hat ohne Weiteres eingegriffen und kam mit Notbremsung vor dem Hindernis zum Stehen. Würde ich das selbst ausprobieren? Nie. Würde ich mich darauf verlassen, dass es im Falle eines Falles wirklich 100% eingreift? Nein.

Am Beispiel vom EV6: das Auto warnt mit Piepsen, Warnmeldung und Lenkradvibrationen zeitig vorher, bevor er konkret eingreift. Schon zu diesem Zeitpunkt sollte man als Fahrer spätestens alle Sinne beisammen haben und reagieren können.

Meine Erfahrungen mit dem EV6 und den gebotenen Assistenzsystemen: bin durchaus zufrieden. Sowohl beim Rückwärtsrangieren zeigt er mir Hindernisse zuverlässig an und gibt Warnungen ab, wenn etwas von quer kommt (hatte auch 2x abgebremst, als ein Auto ziemlich schnell hinten vorbeifuhr), Totwinkelassistenz läuft prima, der Kollisionswarner ist mir manchmal sogar etwas zu vorsichtig und piepst mich an wenn ich mal zu schnell auf ein stehendes Fahrzeug (Stau, Ampel) anfahre.

Wie gesagt, bin da definitiv nicht kritikresistent, schon gar nicht bei materiellen Sachen. Sehe gewisse Sachen aber eher realistisch/pragmatisch.

Zitat von emjay

Es geht doch überhaupt nicht darum, daß man sich blind darauf verlassen will, sondern darum, daß der Assistent zuverlässig eingreift, wenn man selber mal etwas übersehen hat, so wie es täglich tausendmal passiert. Das kann doch nicht so schwer sein. Schade, daß die Fanboys in den Foren blind für Kritik an ihrem Spielzeug sind und sich sofort angegriffen fühlen. Da helfen auch keine Argumente mehr.

Ich fühle mich keineswegs angegriffen, im Gegenteil:

Ich habe einen 2016er Optima und der hat, unter anderem, einen Spurhalteassistent. Ich wollte wissen, was passiert, wenn man bei Zeit Überschreitung trotz Warnung man soll die Hände ans Lenkrad legen, die Hände nicht ans Lenkrad legt (also einen Notfall (Ohnmacht, o.ä.) simuliert). Ich habe also auf der Werkstraße den Tempomat auf 50 eingestellt und die Hände vom Lenkrad genommen und den Optima fahren lassen, nach dem ich die Warnung ignoriert habe, hat das Auto einfach den Spurhalteassistenten abgeschaltet, dass Auto ist mit unverminderter Geschwindigkeit weitergefahren! Egal wo, Landstraße, oder Autobahn, wäre es ein richtiger Notfall gewesen und es hätte sich um eine höhere Geschwindigkeit gehandelt, wäre es dass gewesen!

Ich habe mich dann natürlich bei KIA "beschwert", meiner Meinung nach hätte der Assistent dann dafür sorgen sollen, dass es weitestgehend zu einem kontrolliertem Gefahrenfreiem Stillstand kommt (sprich: Warnblinker an und das Auto sanft zum Stillstand bringen)

PS: Das ist das erste, was ich bei dem EV6 testen werde, sobald ich meinen Empfange...

Zitat von Raikou

Meine Erfahrungen mit dem EV6 und den gebotenen Assistenzsystemen: bin durchaus zufrieden. Sowohl beim Rückwärtsrangieren zeigt er mir Hindernisse zuverlässig an und gibt Warnungen ab, wenn etwas von quer kommt (hatte auch 2x abgebremst, als ein Auto ziemlich schnell hinten vorbeifuhr), Totwinkelassistenz läuft prima, der Kollisionswarner ist mir manchmal sogar etwas zu vorsichtig und piepst mich an wenn ich mal zu schnell auf ein stehendes Fahrzeug (Stau, Ampel) anfahre.

Wie gesagt, bin da definitiv nicht kritikresistent, schon gar nicht bei materiellen Sachen. Sehe gewisse Sachen aber eher realistisch/pragmatisch.

Ich habe zwar meinen EV6 noch nicht, aber kann deine Aussage zumindest für meinen Formentor weitestgehend unterschreiben. Auch hier greift mir der Frontkollisionswarner gerne mal zu früh ein (und nein, ich rase dabei nicht auf einen stehenden Vordermann zu), der aktive Spurhalteassistent macht einen ziemlich guten Job, hat aber auch seine Grenzen. Deswegen, immer selber Augen auf im Straßenverkehr und sich von den HILFSsystemen helfen lassen. Dann sollte das ganz gut hinhauen.

Zitat von emjay

Es geht doch überhaupt nicht darum, daß man sich blind darauf verlassen will, sondern darum, daß der Assistent zuverlässig eingreift, wenn man selber mal etwas übersehen hat, so wie es täglich tausendmal passiert. Das kann doch nicht so schwer sein. ...

Doch, ist es.

Von den Sensoren werden diverse Signale empfangen und die müssen dann interpretiert werden und am Ende der Interpretation steht "alles gut, geht so weiter wie bisher" oder halt "Alarm, Notbremsung". Wenn die Interpretation nicht eindeutig ist, kannst Du das System derart auslegen, dass nicht gebremst wird, was dann recht einfach in der Doku festgehalten wird (Ausnahmen, in denen der Bremsassistent nicht wirkt bzw. wahrscheinlich nicht wirkt), oder im Zweifel voll in die Eisen gehen, was dann genervte Kunden zur Folge hat, weil ein schneller Schatten am Bürgersteig fälschlich als Gefahr interpretiert wurde und möglicherweise Regressansprüche nach sich zieht, weil ohne Gefahr eine Vollbremsung hingelegt wurde mit der Folge eines Aurffahrunfalls. Rechtlich würde ich als Hersteller den ersten Weg nehmen.

Also, noch einmal zur Aussage "kann doch nicht so schwer sein": einfach einmal in Mustererkennungsalgorithmen und/oder neuronale Netze einarbeiten und die Mathematik dahin verstehen. Dann sieht man, doch es ist verdammt schwer ...