Möglich, dass ich dich falsch verstehe, ich kenne die Überlegungen von VW und deren Modell nicht.
Ich habe Dich schon richtig verstanden und Du hast mich überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht, dass es diese Tarifmodelle gibt.
Wusste ich nicht.
Mein Gegrummel gilt eigentlich nur der Zukunft. Man wird diese sehr begrüßenswerten Tarifmodelle bis in fünf Jahren, schätze ich mal, so weit reglementieren, dass nicht mehr der einzelne Strombezieher, sondern die Stromkonzerne plus in Zukunft auch die Elektroautohersteller bestimmen werden, wann und zu welchem Preis der Kunde Strom bezieht, und bei Elektroautos, wann das Auto geladen wird, wann es entladen wird (so bald Vehicle2Grid sich etabliert hat) und wieviel Mobilität Dir pro Tag zugestanden wird. Letzteres sind die Überlegungen bei VW, mit denen Du dann die entsprechenden Mobilitätsverträge abschließen wirst.
Dem Besitzer einer PV mit Batterie wird ja heute auch schon vorgeschrieben, wieviel kWh er maximal ins Netz einspeisen darf.
Das wird bei Elektroautos dann auch so sein: VW (oder ein anderer Autohersteller) bestimmt, zu welchen Zeiten und zu welchen Tarifen Du Dein Auto laden kannst und wenn der Preis bei EPEX an der Strombörse hoch ist, dann bist Du verpflichtet, einen gewissen Anteil Deiner Batterieladung vom Auto ins Netz zu speisen, weil Dir aus Deinem Eletroauto an diesem Tag vielleicht nur 150km Mobilität zustehen. Ich bin der Überzeugung, dass Du in Zukunft Mobilität kaufst und keine kWh Strom mehr. D.h. das Geschäft, das Du momentan über Firmen wie Awattar direkt abwickeln kannst, das wird erweitert durch den Zugriff auf Deine Autobatterie, die mit Vehicle2Grid dann auch als Stromlieferant funktionieren kann, zusammen mit der Powerwall des Hauses, falls Du eine hast.
Das ist technisch gar nichts Verwerfliches, denn alle Batterien der Republik zusammen als riesigen Stromspiecher zusammenzuschalten ist ja prinzipiell eine gute Idee.
Was mir daran nicht passt, das ist die zentrale Bewirtschaftung. Denn diese nimmt dem Einzelnen die Verfügungsgewalt über sein Eigentum und genau das ist das politische Ziel der Stromkonzerne. Wenn man sich den Umgang der Politik mit dem EEG in den letzen 15 Jahren anschaut, dann kann man genau sehen, wie die Stromkonzerne und die Politik vorgehen: Zunächst wird den Leuten suggeriert, dass sie mit Eigeninitiative und Eigeninvestition Geld sparen können, und wenn das Ganze dann ins Rollen gekommen ist, dann werden staatliche Reglementierungen aufgesetzt, die das Ganze zu einer faktischen Enteignung werden lässt.
Genau das kommt jetzt auch mit den Elektrofahrzeugen:
Die "Mobilitätswende" ist ein gewaltiges Downgrade von Verbraucherschutz:
Du hast heute bereits keine Datenhohheit mehr über Dein Auto, ohne dass es darüber auch nur irgendwo eine Diskussion im Parlament gibt. Es gibt keinerlei Kostentransparenz an den Ladesäulen (bei Verbrennern eine Selbstverständlichkeit) und kein transparentes, einheitliches Bezahlungsmodell. Assistenzsysteme werden als Helfer verkauft, aber das sind Reglementierungssysteme, die man per Software von heute auf morgen von außen steuern kann. OTA, heißt die Formel dafür.
Wir unterhalten uns hier inzwischen mehr darüber, wie wir Systeme austricksen können, als über das Fahren selbst. Ich kann nicht mehr darüber bestimmen, ob mein Auto beim Rückwärtsfahren Lärm macht, beispielsweise.
Als Fahrzeugkunde wird man bei Tesla behandelt wie ein Bittsteller (habe ich selbst erlebt). Bei den etablierten Autohäusern ist das noch nicht so, aber man wird die Händler im Laufe der Zeit aus der Wertschöpfungskette eliminieren, und zu denselben Vertriebsmodellen übergehen wie die Amerikaner, in denen der Kunde nur noch Manövriermasse ist.
Und jedes Mal, wenn die Hersteller die Daumenschrauben ein wenig mehr anziehen, dann lamentieren wir die Foren rauf und runter (so ich wie das hier gerade mache), aber letztendlich geben wir uns mit den Restversprechen, die uns gemacht werden, zufrieden. Denn die Hoffnung in den technischen Fortschritt hält uns bei Laune. Manche wollen ja inzwischen kein neues Auto mehr kaufen, weil sie Angst haben, das nächste technische Upgrade zu verpassen.
Ich gehe davon aus, dass wir hier die Letzten sein werden, die einigermaßen selbstbestimmt durch die Gegend fahren dürfen.
Laden, wann und wieviel wir eben laden wollen, zu einem Preis, der für Menschen, die nicht gerade von Hartz-4 leben müssen, noch einigermaßen bezahlbar ist.
Uhhhh, ist das vielleicht pessimistisch..........
Mag mir denn keiner widersprechen?
Gruß von Michael