Man muss bei den Vergleichen aber auch fairerweise folgendes beachten:
NIO, Tesla und andere Chinesische Hersteller, sind ursprünglich Softwarefirmen gewesen, die jetzt Autos bauen. Vorteil ist hier natürlich, dass die dieses Thema drauf haben und schnell Updates ausrollen können.
KIA, VW und co, kommen halt aus dem klassischen Autobau und bauen (meiner Meinung nach) Hardwaretechnisch immer noch besser, tun sich aber gerade schwer mit Software. Zumal Softwarentwickler immer noch nicht auf Bäumen wachsen.
Ich gebe dir vollkommen recht, wenn du sagst, die müssen vorwärts machen, sonst sterben die den Nokia Tod. Und gerade bei KIA wünsche ich mir mehr als 2x im Jahr ein Naviupdate, zumal die Ladestationen ja schneller wachsen als die Updates fahren.
Was ich aber ehrlich gesagt nicht brauche und auch bei Tesla oder NIO kritisiere, sind schnelle, halbfertige Updates. Als Beispiel Tesla, mit dem letzten Update wo die Scheibenwischerautomatik nun spinnt. Ja vielleicht wird das behoben aber bis das Update verteilt ist, hab ich Geld für ein Auto gezahlt mit ner defekten Funktion die vorher nicht defekt war. Will ich halt auch nicht. Und sind wir ehrlich Tesla verspricht seit 2016 das die Karren Schilderkennung bekommen. Funktioniert meines Wissens immer noch nicht. Die Startprobleme bei NIO waren auch nicht gerade klein.
Dann kommt noch das Thema Serverkapazität. OTA Updates zu verteilen, kostet nun einmal Kohle weil ich die Server und Bandbreite vorhalten muss. Vom schlechten Handynetz in Deutschland fang ich mal gar nicht an. Auch hier ist das Thema für klassische Autobauer neu und dennoch kostspieliger. Weil im Verhältnis (die Verbrenner eingeschlossen) die klassischen Autobauer immer noch massiv mehr Autos verkaufen als Tesla oder NIO. Das führt dazu, dass wenn ein Kia jetzt sagt wir schicken 1x im Monat ein OTA Update raus, das die massiv mehr Geld kostet als wenn Tesla dies tut. Nichtsdestotrotz muss es natürlich dahin gehen. Dann aber lieber 1x im Quartal ein Update, welches dann auch funktioniert als wie bei Tesla oder NIO, diverse Updates, mit denen dann auch erstmal Fehler gefixt werden.
Und am Ende sind da draussen auch sehr viele Menschen, welche mit dem Thema Softwareupdates bei ihren Smartphones schon nicht hinterher sind. Denen kann ich die E-Mobilität nicht schmackhaft machen, mit Sätzen wie: sie müssen alle 14 Tage ein Update machen. Wir dürfen nicht vergessen, wir zählen immer noch zu den early Adoptern. Die nächste Phase vermutet man so um 2025 rum, dass es dann mit der early majority losgeht. Sprich dann wird die grosse Masse umsteigen und da sind dann sehr viel Menschen dabei denen Begriffe wie: kwh, ABRP, Pump, Hypermiling, SoC, OTA usw völlig egal sind. Die wollen sich ein Auto kaufen und kaufen elektrisch weil die dann einsehen, dass ein Verbrenner dann totes Kapital ist. Und die wollen einsteigen, ihr Ziel eingeben und wollen vom Navi informiert werden, hier rausfahren jetzt laden und fertig. Die optimieren keine Routen oder Geschwindigkeiten oder Ladeanbieter.
Bestes Beispiel meine Schwiegereltern. Schwiegervater ist 70 und Schwiegermama 63. Beide werden, wenn sie gesund bleiben, sich noch einmal ein Auto holen in ihrem Leben. Beide sagen auch, die sind sehr gespannt wie wir mit dem EV6 klarkommen und das so funktioniert. Aber die interessiert die Software null komma null.
Langer Rede kurzer Sinn: Software wird wichtiger und ist wichtig aber es ist weiss Gott nicht alles an einem Auto.