Beiträge von CaptainCool

    Die Batterie des EV6 im Vollausbau (77,4kWh) hat 32 Module mit je 12 Zellen, davon jeweils 2 parallel (pro Modul 2p6s). Macht also 192 Zellen mit je (vermutlich) 3,7V Nennspannung in Reihe. Ergibt 710,4V Nennsystemspannung (Ladeschlusspannung bei 798V, 4,15V pro Zelle). Die E-GMP-Fahrzeuge fahren also sehr wohl mit einem 800V-System. Auch gibt es einen DC-DC-Wandler, um von 400V-DC-Ladern (und AC) auf die 700-800V, die die Batterie braucht, zu kommen. Der ist in den Wechselrichter für den Motor integriert um Kosten zu sparen. Die Zahlen habe ich aus dem BMS und dem einen oder anderen Batteriezerlegevideo.

    Ah, cool. Ich weiß auch nicht wo ich das aufgeschnappt hatte, dass die eigentlich nur mit 400V sparen.

    Bin ja gespannt, was für Lösungen für das 400/800V Problem sich da langfristig durchsetzen. So ein fetter DC-DC ist ja nun wirklich nicht gerade billig. Dafür ist es natürlich in der Handhabung recht einfach.

    Wie schon mehrfach geschrieben: Ich verstehe einfach nicht, wie Fahrzeuge die heute aktuell auf den Markt kommen noch auf 400 Volt setzen können... KIA und Hyundai zeigt doch wie es geht!

    Das ist nicht ganz so einfach.


    So ein Antriebsstrang wird ja nicht für jedes Auto neu entwickelt. Da gibt es einmal einen Entwicklungshub, eine neue Plattform wird gebaut. Die braucht von ersten Hardwaremustern bis zur Markteinführung bestimmt 5-6 Jahre. Und danach purzeln da eine ganze Weile noch weitere Autos mit raus.

    Die E-Plattform von VW ist jetzt noch nicht sooo alt. Ich kann nicht einen ID.3 mit 400V bringen und dann für einen ID.4 oder ID.Buzz mal eben auf 400V umsatteln. Wie soll das gehen? Dafür ist die Software im BMS nicht ausgelegt, womöglich können die verwendeten Chips nichtmal genug Messdaten verarbeiten wie man bei der Umrüstung von 100 auf 200 serielle Batteriezellen bräuchte. Dann kann die Ladeelektronik ggf nicht mit 800V umgehen und die E-Maschinen auch nicht.

    So ein Umstieg ist was für eine neue Fahrzeuggeneration.

    Bei BMW das gleiche: Die neue Generation E-Fahrzeuge kam mit dem iX3 vor nicht mal 2 Jahren auf den Markt. Der iX, i4 und i7 sind die gleichen Systeme. Ein grundlegender Architekturwechsel wird da noch etwas auf sich warten lassen. Das geht nicht mal eben so und auch nicht innerhalb von 2-3 Jahren. Das würde sich auch nicht mehr bezahlen lassen, wenn man aus dem bereits getätigten Entwicklungsaufwand nur 2-3 Autos raus bringen und dann schon wieder alles neu designen muss.


    Aktuell gibt es hyundai und porsche. Ich weiß nicht im detail wie der Antriebsstrang und speziell die Batterie von hyundai funktioniert. Ich meine aber, die Karren laden auch nur mit 800V, fahren aber mit 400V. Das ist auch noch nicht so das gelbe vom Ei. Die Porschelösung mit einem massiven DCDC-Wandler ist einfach teuer ohne Ende. Das werden die so auch kein zweites Mal machen.


    Zudem war und ist auch die Haltung der verschiedenen Länder zu dem Thema immer wieder unklar: Auf welchen Märkten ist welche Ladeinfrastruktur dominant und wie entwickelt sich das dort jeweils in den nächsten 10 Jahren? Aktuell sieht es aus aus, als würden 400V Säulen, mit unterschiedlicher Geschwindigkeit, nach und nach verschwinden. Aktuell muss mein System aber sowohl mit 400, als auch mit 800V laden können. Dann ist da noch Japan, wo es stand jetzt nie 800V geben wird. Wenn ich da in Zukunft Autos verkaufen will, werde ich das immer berücksichtigen müssen.

    Das hat hier zwar mit dem Thema nicht mehr so viel zu tun, aber um das trotzdem mal in die richtige Relation zu setzen:


    Ja, du sollst das Auto nicht auf 100% laden und dann lange herum stehen lassen. Das wird aber auch bei allen Batterien so bleiben, die ihre Ladung irgendwie in einer Gitterstruktur speichern. Das ist einfach mechanischer Stress für das Trägermaterial und das ist halt kein gesunder Dauerzustand. Das ist wie wenn du ein Seil immer unter ordentlich Zug lagerst. Das kannst du dann irgendwann wegwerfen. Du kannst trotzdem unmittelbar vor dem los fahren komplett aufladen (dafür gibt es ja Software wo du einfach einstellst, dass du halt um 8:00 los willst und dann ist er eben um 7:59 bei 100%). Allerdings brauchst du das doch eh nicht. Du tankst doch auch deinen Verbrenner nicht jeden Abend komplett voll und musst trotzdem nicht jeden Tag an die Tankstelle. Eigentlich ist dein BEV da doch sogar besser: Der wird jeden Abend auf 80-90% "getankt", wenn du eine wallbox zuhause hast und in den meisten Fällen kommst du wahrscheinlich mit über 50% wieder zu hause an.

    Ich persönlich finde die Ladeleistung des EV6 sogar so überzeugend, dass ich mir privat gar keine Wallbox anschaffe. Ich komme mit meinem Nutzungsprofil schlicht hin, wenn ich 2-3 mal im Monat an eine Schnellladesäule fahre. Wenn ich dann zusätzlich noch in der Arbeit oder an einem Hotel AC-Laden kann: Umso besser.


    Wie stark die Batterie altert hängt dann wiederum auch davon ab, wie du das Auto behandelst und ob du einen Gebrauchten nicht mehr los bekommst, nur weil er nicht mehr die volle Reichweite hat, das steht doch auch noch in den Sternen. Bei Verbrennern wird doch auch die Effizienz schlechter. Die verlieren Leistung (PS) und im Grunde auch Reichweite. Trotzdem gibt es einen Gebrauchtwagenmarkt. Bisher scheint es jedenfalls so, dass ein BEV auch mit hoher Laufleistung noch ziemlich zuverlässig zu sein scheint. Im Gegensatz zu einem Verbrenner, wo du bei 200.000km damit rechnen musst, dass dir demnächst der Motor oder das Getriebe mal an einem schlechten Tag um die Ohren fliegt, hat der BEV einfach "nur" weniger Reichweite. Und das offenbar sogar noch nach 500.000km, wo ich einen gebrauchten Golf nicht mal mehr geschenkt haben will.


    Um so grundlegende Dinge wie die Batterie würde ich mir bei diesen Fahrzeugen an deiner Stelle keine Sorgen machen.

    Wenn dann liegen Probleme eher im Detail. Also in der konkreten Konstruktion/Auslegung der Elektrik und Elektronik: Neigen bei einem bestimmten Fahrzeug bestimmte Komponenten dazu, vorzeitig abzurauchen? Das können Heizelemente, Sensoren oder Leistungselektronik wie Spannungswandler, Gleichrichter oder auch schlicht Schaltschütze sein. Und das wiederum ist ein Problem, das du immer hast, weil du als Kunde nicht hellsehen kannst und sich solche Sachen erst lange nach Markteinführung zeigen. Das kannst du dann auch nicht umgehen, indem du auf "die nächste Generation" oder so wartest, weil das mit Batterietechnik oder ähnlichem nix zu tun hat, sondern schlicht mit Produktqualität und Qualitätssicherung bei der Entwicklung.

    Ich arbeite in der Entwicklung von Batterien und BMS für PKW und würde das so unterschreiben.


    Das Feld entwickelt sich nun mal relativ schnell weiter. Die Karren an denen ich 2018 entwickelt hab, sind langsam am Markt und verglichen mit dem, woran ich jetzt arbeite, technisch natürlich "veraltet" und trotzdem gerade state of the art. Wenn die nächste Generation in ~4 Jahren auf den Markt kommt, wird es schon wieder neue Konzepte geben. Aber wenn man darauf immer warten will, dann hat man halt nie ein Auto.


    Außerdem finde ich, dass die Autos in den letzten paar Jahren alle angefangen haben, ein paar grundsätzliche Meilensteine zu reissen. Die Reichweiten sind tauglich für Alltag und Langstrecke, die Ladezeiten auch angesichts der Akkugröße brauchbar kurz und zuverlässig. Da war die Auswahl vor fünf Jahren tatsächlich noch deutlich schlechter und mit einem i3, so cool ich den fand, hätte ich schon noch deutliche Abstriche gegenüber einem Polo oder Passat hinnehmen müssen.

    Beim EV6 schwankt die Ladezeit zwar je nach Jahreszeit stark, aber mit seinen Bestwerten ist er auch wirklich ein Vorreiter und das wird so bald auch nicht drastisch unterboten werden. 2025 wird es nicht plötzlich Autos geben, die in fünf Minuten von 10% auf 80% laden. 800V Autos wird es aber mehr und mehr geben.


    Also locker durch die Hose atmen. Das sind gute Autos und die werden auch in fünf Jahren noch gut sein. Sind dann halt nicht mehr car of the year. :)