Alles anzeigenUnter 20% Ladezustand eines LION-Akkus gehen die Oxidationsprozesse an den Elektroden der Batterie so richtig los. Und wie beschleunigt man Oxidationsprozesse? Durch Wärmeeinwirkung! Und woher kann Wärmeeinwirkung kommen? Vom Vorheizen, zum Beispiel! Und von hohen Ladestömen. Vorheizen plus hohe Ladeströme sind also kontraproduktiv für die Lebenserwartung eines Akkus. Besonders unter 20% Ladestand.
Und genau das ist einer der vielen Gründe, warum die Ingenieure von Kia es den Kunden nicht überlassen können, bei niedrigeren Außemperaturen planlos in jedem Zustand die Batterie zu heizen, bloß weil die Funktion so nett ist. Die garantieren nämlich für die Lebensdauer der Batterie. Es gibt ihn, den Knopfbetätigungsfreak, der seine Batterie permanent auf Temperatur halten wird, weil er das für eine geile Tuningfunktion hält. Und dann gehen hier die Beschwerden los, dass die vorgeheizten Batterien nur mit 45KW laden. Oder dass die Batterie nicht vorgeheizt hat, obwohl der Button da ist.
Fakt ist: Keiner von uns hat das Fachwissen, alle Effekte im Blick zu haben, wenn es um Batterie-Management geht. Deshalb gibt es ja auch diese Beschwerden von Newbies, wenn ihre Batterie mal mit "nur" 150kW lädt, anstatt mit 280kW. Das kann die Batterie nur innerhalb eines kleinen Temperaturfensters und dieses ist auch noch dynamisch, heißt: Die Temperaturentwicklung des Akkus muss während des Ladevorgang ständig prognostiziert werden auf die nächsten 5 Minuten. Das ist ein ziemlich wilder Prozess mit sich oft verändernden Parametern und wenn da noch zusätzlich drin rumgeheizt wird, sprich: Der Anstieg der Temparaturkurve vor dem Ladevorgang kommt auch noch dazu, dann wird das für die Steuerung der Hardware nicht einfacher.
Kia hat ja unter guten Bedingungen durchaus Ladeleistungen weit jenseits der 150kW-Marke. Welche Konkurrenz hat die denn noch? Beim Taycan ist das jedenfalls ziemlich enttäuschend, wenn man diversen Tests glauben darf. Wenn man mit solchen Leistungen hantiert, dann sind die Erwärmungseffekte dramatischer und bedürfen einer sehr ausgeklügelten Kontrolle. Jeder, der den EV6 schon länger fährt, der hat die starken Ladeleistungsschwankungen während der Ladevorgänge am HPC-Lader schon beobachtet. Das hat mit genau den Effekten zu tun, die ich oben beschrieben habe. Das ist ein Ritt auf der Schwertklinge, um es mal bildlich auszudrücken und führt zu den schwankenden Ladeleistungen, die aber unter dem Strich bedeutungslos sind.
Im Ernst, was machen denn 10 Minuten Ladezeit hin oder her schon aus?
Wenn unser Leben tatsächlich so eng getaktet ist, dann wird es Zeit, daran was zu ändern. Das ist nämlich nicht gesund!
Außerdem: Wenn ich als Hersteller für Werte jenseits der 10.000 EUR den Kopf hinhalten müsste, dann würde ich da auch rein gar nichts dem Zufall überlassen und schon gar nicht dem Spieltrieb meiner Kunden.
Gruß von
Michael
👍 Sehr guter Beitrag!